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Delhi ist eine Asiatische Elefantenkuh im tschechischen Zoo Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) im Norden des Landes.
Herkunft aus Vietnam
Delhi ist trotz ihres Namens in Vietnam geboren. Sie kam etwa 1983 wild zur Welt. Vor ihrer Überführung nach Europa lebte sie im Zoo Saigon in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Überfahrt nach Europa
Delhi reiste zusammen mit der jüngeren Sita II, die wie sie vom Zoo Saigon aus startete, mit dem Schiff nach Europa. Am 18.06.1987 trafen beide Kälber im Zoo Ústí nad Labem ein. Bei ihrer Ankunft gemessen und altersmäßig eingeschätzt, war Sita (genannt die zweite, nachdem im Vorjahr bereits ein Kalb namens Sita in Ústí eingetroffen, aber schon bald darauf gestorben war) 112 cm hoch und demnach etwa zwei Jahre alt, Delhi hingegen 140 cm und bei Ankunft etwa dreieinhalb bis vier Jahre alt.
Zusammenleben mit Sita II und Kala
Im Zoo Ústí lebte bereits die ebenfalls aus Vietnam und dem Zoo Saigon gekommene Kala. Im Gegensatz zu dieser, damals zwei Jahre alten Kuh, die sehr vertraut und umgänglich mit Menschen war, machten beide Neuankömmlinge einen ungünstigen pysischen und psychischen Eindruck, als wären sie zuvor schlecht behandelt worden. Sie waren bei Ankunft unterernährt und schreckten vor Menschen zurück. Das rechte Ohr von Delhi war verstümmelt. Die beiden Jungtiere blieben vorwiegend unter sich, und es wird berichtet, die jüngere Sita habe über die größere Delhi gewacht. Beide haben sich in der ersten Zeit unterstützt und konnten nur langsam an die Begegnung mit Menschen gewöhnt werden. Obwohl beide jungen Kühe eng zusammenlebten, wurde Sita II schon ein Jahr später nach Deutschland abgegeben, während Delhi in Ústí nad Labem blieb. Diese Zweierkonstellation blieb bis heute bestehen. Ein weiteres Elefantenkalb, das genau wie die anderen nach Ústí gekommenen Kälber aus dem Zoo Saigon auf dem Weg dorthin war, wurde 1988 vom niederländischen Zoll beschlagnahmt und im Zoo Rotterdam eingestellt, wo es heute noch lebt. Die Kuh erhielt dort den Namen Douanita.
Fruchtbarkeitsuntersuchungen
Nach dem Weggang von Sita II lebten nunmehr Kala und Delhi im Zoo Ústí nad Labem. Durch die Unterschiede in früherer Behandlung und Charakter haben sie sich stark aufeinander eingespielt. Nach ihrem gemeinsamen Heranwachsen wurden auch in Ústí Überlegungen zur Zucht der beiden Kühe angestellt. Die Erwägungen zugunsten einer Einstellung der beiden Kühe in einem anderen Zoo zur Paarung mit einem Bullen wurden verworfen. So wurde in Kooperation mit dem Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin zunächst im Jahr 2000 eine Untersuchung auf Fruchtbarkeit vorgenommen anhand von Blut- und Urinwerten sowie Ultraschall. Während bei Kala aufgrund von krankhaften Veränderungen ein Ende ihrer produktiven Periode festgestellt wurde, schien nur Delhi zur Fortpflanzung fähig zu sein.
Künstliche Befruchtung
Da die Werte für Delhi gut waren, ein Bulle im Zoo aber nicht zur Verfügung stand, wurde Delhi künstlich befruchtet. Offenbar hatten die Bemühungen Erfolg, so dass gleich nach einem ersten Versuch (etwa im September 2002) Delhis Trächtigkeit nachgewiesen konnte. Sie war damit die erste Asiatische Elefantenkuh in Europa, die mit Erfolg künstlich befruchtet wurde. Der Samen wurde vom Bullen Emmet aus dem englischen Zoo Whipsnade eingeflogen. Nach einem Anfangsverdacht, Delhi erwarte Zwillinge, wurde im Januar 2003 festgestellt, dass nur ein Elefantenkalb erwartet wird. Zur gleichen Zeit wurde im Zoo ein neues Elefantenhaus gebaut, das im November 2003 fertiggestellt wurde, so dass das Kalb dort auch geboren werden konnte.
Totgeburt eines Bullkalbs
Am 12.05.2004 zogen Kala und Delhi in das neue Haus ein. Am Abend des 27.06.2004 gab es dann erste Anzeichen der Geburt, am Mittag des Folgetages ging das Fruchtwasser ab, aber die Geburt erfolgte nicht. Viele Bemühungen durch Pfleger und Tierärzte einschließlich des Teams vom IZW folgten in den nächsten Tagen. Erst frühmorgens am 01.07.2004 wurde ein Bullkalb geboren. Gegen 4:58 Uhr kam das Kalb in Gegenwart von Kala zur Welt, die Delhi in aller Ruhe unterstützte. Delhis Nachwuchs kam tot zur Welt. Eine anschließende Untersuchung zeigte, dass das Kalb gut entwickelt und gesund war. Es wird vermutet, der Tod sei wegen Erstickung während des langen Geburtsprozesses eingetreten. Der Korpus wurde dem Nationalmuseum Prag überlassen.
Weitere Bemühungen
Nachdem Delhi die Geburt relativ gut überstanden hatte, ging das Leben mit Kala weiter. Allerdings machte der Zoo noch Ende 2009 und 2010 den erneuten Versuch, Delhi zu einem Kalb auf künstlichem Wege zu verhelfen, wieder mit Mitarbeit des IZW aus Berlin. So wurde sie im November 2009 mit Sperma des im Zoo Ostrava lebenden Bullen Calvin inseminiert. Allerdings wurde sie nicht tragend. Dies wurde im September 2010 wiederholt. Anfang 2011 wurde dann berichtet, dass auch dieser Versuch fehlgegangen war. Damit sind die Bemühungen der künstlichen Befruchtung von Delhi eingestellt, und offen bleibt, ob es noch einen Versuch auf künstlichem Wege geben soll. Die Einstellung auswärts wurde bisher wegen der engen Beziehung von Kala und Delhi zueinander nicht erwogen.
Charakteristik
Delhi gilt als größer, stärker und schneller als Kala. Sie wird auch als schreckhafter und von Kala abhängig beschrieben. Sie ist älter als diese und trägt im Gegensatz zu ihr Tushes. Delhis rechte Ohr ist verstümmelt.
Weblinks
- Sloni v ústecké zoologické zahradě, Homepage insbesondere zu den Elefanten in Ústí mit Informationen zu Delhi unter "Inseminace ad porod" und "Naši sloni" auf www.choboti.cz (auch auf Deutsch und Englisch).
- Delhi (Delina) at Usti nad Labem Zoo, Eintrag auf www.elephant.se.
- Úspěch české zoo: Slonice Delhi byla oplodněna zmrazeným spermatem!, Artikel zum zweiten Inseminationsversuch bei Delhi auf www.zabava.dama.cz.
- Slonice z ústecké zoo se matkou nestane, umělé oplodnění se nepovedlo, Bericht zum Fehlgang des zweiten Versuchs auf zpravy.idnes.cz.
- Slonice Delhi ze Zoo Ústí nad Labem březí není, Nachricht zum Ende des dritten Versuchs auf www.kidsland.cz.