RISIKOTRÄCHTIGKEITEN ÄLTERER ERSTGEBÄRENDER ELEFANTINNEN
Beispiele für Risikogeburten im höheren Alter[]
Im Zoo Leipzig erwartet die asiatische Elefantenkuh Hoa (geb. 1985) im Frühjahr 2012 ihr erstes Jungtier. Das an sich sehr erfreuliche Ereignis ist von einer erschreckenden Totgeburtenstatistik älterer erstgebärender Elefantinnen überschattet. Elefantinnen über 25 Jahre haben vermutlich deshalb meistens Gebärprobleme, da der Geburtskanal nicht durch vorherige Geburten ausreichend gedehnt wurde. Ist eine Elefantin bei der Erstgeburt noch jünger, scheint das Gewebe noch dehnbarer zu sein. Ist sie aber bereits über 25 Jahre alt, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Totgeburt sehr hoch.
Beispiele gibt es dazu leider sehr viele. Die Hagenbecker Elefantin Shandra, die bei ihrer Erstgeburt im Oktober 1996 schon ca. 30 Jahre alt war, brachte ein totes Jungtier zur Welt. Auch die ca. 1973 geborene Louise aus dem Tierpark Berlin brachte 1998 , mit ca. 25 Jahren, nur mehr ein totes Jungtier zur Welt. Auch die Hannoveraner Leitkuh Jenny, die heute in Belfast lebt, hatte 1985 als Erstgebärende mit ca. 24 Jahren eine ganz dramatische Totgeburt, die sie nur durch Bluttransfusionen überlebt hat.
Ganz ähnlich ist es auch bei den Afrikanern. Es gibt hier vielfach Totgeburten schon bei Weibchen über 20 . Der Bulle Bullwagi , der in den USA als Samenspender für mehrere "artificial inseminations" verwendet wurde, hat neben einigen Lebendgeburten auch vier Totgeburten bei älteren erstgebärenden Elefantinnen hervorgerufen. Halter dieser Weibchen war u.a. auch der Disney's Animal Kingdom Zoo (USA). Die Elefantin Robin, eine von diesen, war sogar schon 33 als sie 2003 ein totes Jungtier zur Welt brachte. Sie war schon 28 als man beschlossen hatte , sie zur Zucht einzusetzen. Eine andere, von Bullwagi befruchtete Kuh war Ibala, die 26 jährig an den Folgen eines Not-Kaiserschnittes sogar verstarb, da sie eine postoperative Infektion nicht überlebte. Das Jungtier verstarb auch. Die 24 jährige Elefantin Tika (aus den USA) verstarb 2002, da das tote Kalb nicht ausgetrieben werden konnte. Die Elefantin Heri aus dem Baseler Zoo brachte 2004 ein weibliches totes Jungtier zur Welt. 1976 geboren, war sie bei dieser Erstgeburt auch schon 28 Jahre alt. Die beiden Elefantenkühe Opal und Zola aus dem Colchester-Zoo, hatten auch Totgeburten, nachden sie bei ihren Erstgeburten auch schon älter waren. Zola wurde sogar mehrmals befruchtet und die toten Kälber verblieben oft längere Zeit im Körper der Elefantin, da die Austreibung nicht gelang.
Geburtshilfe bei Elefanten - ein großes Problem[]
Schnittgeburten sind bei Elefanten immer ein Problem, da Elefanten in der Narkose bei längerem Liegen oft am eigenen Gewicht ersticken. Oft kommt es auch, wie bei Ibala, durch postoperative Infektionen zum Tod. Generell sterben Elefanten oft an Eiterherden, da sich die Haut oberflächlich verschließt und der Eiter nicht abfließen kann.
Die Verabreichung von Oxytocin, das die Wehentätigkeit verstärkt, ist bei Problemgeburten auch nicht immer die Rettung. Die Oxytocin-Dosis kann einerseits zu schwach sein, sodass die Geburt trotzdem nicht eintritt. Ist die Oxytocin-Dosis dagegen zu hoch, kann die Geburt möglicherweise zu aprupt verlaufen, was auch neben dem Tod des Elefantenkalbes möglicherweise zu einem Uterus-prolaps (Uterusvorfall) der gebärenden Elefantin führen kann, den sie wahrscheinlich nicht überleben wird. Die Verabreichung von Oxytocin sollte deshalb in mehreren kleinen Dosen erfolgen, zwischen denen man den Geburtsverlauf beobachten und entscheiden kann, wie weiter vorgegangen wird. Leider ist es so , dass das Verabreichen mehrerer kleiner Injektionen ein sehr vertrauensvolles Verhalten der Elefantin erfordert, da sie es tolerieren muss, dass ihr mehrere Nadelstiche hintereinander verabreicht werden. Möglicherweise lässt das nicht jede Elefantin mit sich machen.
Man könnte auch versuchen das Gewebe im Geburtskanal zu dehnen, was unter natürlichen Bedingungen bei der ersten Trächtigkeit geschieht, wenn das Elefantenweibchen noch nicht zu alt ist und ihr Gewebe anscheinend noch dehnbarer ist.
Immer muss man bedenken, dass solche Eingriffe auch negative Folgen haben können, mit denen man nicht gerechnet hat.
Die Temperatur bei einer Elefantengeburt[]
Elefanten sind Tiere aus sehr warmen Klimazonen. Generell kann man sagen, dass die Elefantenzucht besser funktioniert, wenn die Tiere in wärmeren Länderen gehalten werden. (Spanien: Cabarceno Zoo; Israel : Ramat-Gan Zoo)
Gerade wenn eine Elefantengeburt , wie bei Hoa, in einer kalten Jahreszeit zu erwarten ist, wäre es doch sicher nicht schlecht, die Temperaturen um ca. 4-5 Grad Celsius zu erhöhen, wenn man auch für genügend starke Luftfeuchtigkeit und Belüftung sorgen kann. Die asiatische Elefantin Pang Ubol im Tropical Garden in Thailand, die 1976 geboren wurde, hat 2004 ein lebendes weibliches Jungtier geboren und aufgezogen. (Allerdings ist es in diesem Fall sehr leicht möglich, dass die Elefantin Pang Ubol schon früher ein Jungtier geboren hat. In asiatischen Elefantenhaltungen ist die Dokumentation über stattfindende Geburten möglicheweise nicht immer korrekt.)
Erstgeburten älterer Elefantinnen[]
Nikolai, der äußerst erfolgreiche Zuchtbulle vom Zoo Hannover und Amsterdam ( er hat mit noch nicht 20 Jahren bereits neun Jungtiere gezeugt, von denen acht auch am Leben sind. Drei weitere Kühe sind auch noch trächtig.), wurde in Kanada 1993 geboren. Seine Mutter Kitty ist 1965 geboren. Nikolai war anscheinend wirklich ihr erstes Jungtier. Auch die drei anderen Jungtiere (zwei Bullen und ein Weibchen) von Kitty sind alle am Leben geblieben. (Nikolais Vater Tusko hat auch noch weitere Kälber, z.B. von der Kuh Rose-Tu in Oregon, die ein durchaus überdurchschnittliches Geburtsgewicht aufwiesen.)
Im Zoo von Fourth Worth hat die asiatische Elefantin Rasha im Dezember 1998 ein weibliches Jungtier, Bluebonnet, geboren . Sie ist 1971 geboren, war also schon 27 Jahre alt als sie das Kalb gebar. Rasha hat im Juli 2013 übrigens noch ein weiteres Kalb geboren.
Die heute in St.Louis lebende asiatische Kuh Ellie, die vor kurzem (Frühjahr 2013) auch wieder ein weibliches Kalb geboren hat, ist auch 1971 geboren. Sie hat ihr erstes Kalb Rani (1996) im Alter von 25 Jahren geboren.
Hoa hat trotz ihres hohen Alters die Geburt doch bewältigt, dass sie das Jungtier danach getötet hat, ist auf mangelnde Erfahrung zurückzuführen und kann bei einer eventuell erneuten Trächtigkeit vielleicht durch entsprechende Vorkehrungen verhindert werden. Da sie den Geburtsvorgng einmal überstanden hat, wird eine erneute Trächtigkeit vielleicht auch wieder zu einer Lebendgeburt führen.
Oft heißt es, dass afrikanische Elefantinnen ihr erstes Jungtier noch früher werfen sollten, da das Zeitfenster für eine wenig risikoreiche Erstgeburt noch kürzer sei als bei den Asiatinnen. (Afrikanerweibchen sind oft noch empfindlicher als Asiatinnen gegen zu feucht-kalte Klimaeinflüsse in Zoohaltungen.) Es gibt allerdings auch einige Afrikanerweibchen, die bei ihrer Erstgeburt schon ca. 24 Jahre alt waren und die doch ein lebendes Jungtier geboren haben. ( Die Elefantin Renee (auch Mbili genannt) im Zoo von Toledo (2003), die Elefantin Kubwa in Indianapolis (2000), die Elefantin Asali (auch selbst eine Zoonachzucht) im Zoo von Ontario (2009) und auch die 1952 geborene Kuh Beira aus Hannover, die 1977 den Zuchtbullen Kibo des Boras - Zoos (Schweden) geboren hat.
Asali hat ihr Jungtier auch einen Tag nach der Geburt getötet als es stolperte und sich Asali auf Grund ihrer Unerfahrenheit erschreckte. Leider kommt es immer wieder zu solchen Tötungen von Jungtieren, weil die Weibchen durch eine unnatürliche Haltungssituation mit zu wenig Geburten zu wenig Erfahrung im Umgang mit den Jungtieren haben. Immer wieder gibt es in Elefanten-Haltungen dieses Problem und es ist immer die Frage, ob man durch das Anketten des Muttertieres die Tötung des Juntieres verhindern kann und sollte. Auch wenn der Geburtsvorgang an sich hormonell gesteuert wird, ist es für eine erfolgreiche Geburt auch sehr wichtig, dass das Muttertier eine für die Geburt günstige Lage einnehmen kann, was durch das Anbinden oft erschwert oder unmöglich gemacht wird.
Hoa kann möglicherweise in den nächsten Jahren ein neues Jungtier werfen, so wie es auch bei der Elefantin Jothi im Zoo von Ostrava möglich war, nachdem sie ihre ersten beiden Juntiere nach der Geburt tötete. Wenn bei einem angeketteten Weibchen das Jungtier in der Gebärmutter abstirbt, oder im Geburtskanal steckenbleibend verendet, ist eine neue Trächtigkeit oft nicht mehr möglich.
Oxytocin bedingte Verhaltensprobleme älterer erstgebärender Elefantinnen werden im Artikel Oxytocin und Elefanten ausführlich erklärt.
Oft stellt sich die Frage in welcher Form Lernvorgänge im Bereich des Soziaverhaltens (wie z.B. das Annehmen des Jungtieres) in höherem Lebensalter überhaupt noch möglich sind. Jothi z.B. wurde behutsam an ihr drittes Jungtier Vishesh gewöhnt und hat es dann aufgezogen. Ein Monat bevor Jothi ihr eigenes viertes Jungtier bekam, hatte Vishesh selbst ein neugeborenes Jungtier. Möglicherweise ein Sonderfall, der eine solche Lernleistung in einem so hohen Lebensalter möglich machte. Man kann nicht erwarten, dass ältere Elefantinnen, wie z.B. Hoa im Alter von ca. 30 Jahren ein Jungtier problemlos annehmen werden. Erforderlich ist in so einem Fall das Eingreifen durch Menschen, um das Jungtier zu retten und es langsam und vorsichtig mit dem Muttertier vertraut zu machen.
Andere Faktoren als hohes Erstgebäralter für Schwergeburten bei Elefanten[]
Man sollte auch bedenken, dass auch ganz andere Faktoren als das relativ hohe Alter einer Elefantenmutter zu schwierigen Geburten führen können. Die Sumatra Elefantin Annie, die im Februar 2013 eine schwierige Kaiserschnitt-Totgeburt hatte, die sie auch nicht überlebt hat, war noch sehr jung mit acht Jahren. Zudem ist die Unterart des Sumatra-Elefanten die kleinste Unterart der asiatischen Elefanten. Das Vatertier Po-Chin dagegen war in diesem Fall kein Sumatra Elefant. Der junge Sumatra -Bullle Valentino in der gleichen Haltung war noch zu jung. Immer wieder kann es den Fall geben, dass Trächtigkeiten zustande kommen, bei denen Muttertier und Vatertier nicht optimal zusammenpassen. Das Problem, dass es zu solchen Trächtigkeiten kommt, die sich bei natürlichem Kontakt der Tiere nicht ergeben hätten, gibt es auch immer wieder bei künstlichen Befruchtungen. Natürlich kommt es immer wieder auch zu schwierigen Geburten, weil die Lage des Fötus im Mutterleib nicht die richtige ist. Das hat dann auch mit dem Alter des Muttertieres nichts zu tun.
Zu kleine Intervalle zwischen den Trächtigkeiten, können eine Elefantin auch zu sehr überlasten. Elefantengeburten sind in den Zoos immer sehr erfreuliche Ereignisse, da die Zucht auch heute nicht immer und überall problemlos ist. Durch gute reichhaltige Nahrung kann man es offenbar erreichen, dass die natürlichen Gebärintervalle, die ca. vier Jahre betragen, oft erheblich unterschritten werden. Da eine Elefantin ca. zwei Jahre säugt und auch ca. zwei Jahre trächtig ist, führt das Eintreten einer neuen Trächtigkeit nach der Entwöhnung des vorherigen Jungtieres zu dem optimalen Vierjahresintervall bei Elefantengeburten. Optimierung der Ernährung kann es aber ermöglichen, dass eine Elefantin schon sechs Monate nach einer Geburt erneut aufnimmt. Gleichzeitig zu säugen und auch schon durch die neue Trächtigkeit das Leben des neuen Jungtieres vorzubereiten, kann in der Natur bei besonders günstigen Bedingungen auch einmal möglich sein. Oft ist es aber in den Zoos so, dass das kurze Intervall durch die reichhaltige Ernährung ein Dauerzustand ist. Diese intensive Stoffwechselbelastung kann für ein Mutterteir auf die Dauer auch zu viel sein und zum vorzeitigen Tod solcher Elefantinnen führen.
Die Afrikanerin Norris aus Ramat Ghan starb bei ihrer siebenten Trächtigkeit. Die Intervalle waren zum Teil sehr kurz. Das Schicksal von Norris ist kein Einzelfall. Auch in anderen Haltungen führten zu kurze Gebärintervalle zum vorzeitigen Tod von Muttertieren. In Emmen z.B. starb die Kuh Htoo Kin Aye nach ihrer sechsten Geburt offenbar an den Folgen eines Gebärmutterrisses. Eine neue Schwangerschaft, während das vorige Kalb noch gesäugt wird, scheint auf die Dauer zu belastend für die Muttertiere zu sein
Khaing Hnin Hnin hat am 20.03.2003 ihr erstes Kalb Farina geboren . Auch eine ältere Erstgebärende , die ihr erstes Jungtier erst im dritten Lebensjahrzehnt geboren hat. Mittlerweilen, zehn Jahre später , hat sie es geschafft, in zehn Jahren fünf !! Kälber zu werfen. So erfreulich diese Geburten auch sind, zumal auch alle fünf Jungtiere noch leben, sollte man sich doch auch überlegen, ob die Belastung für das Muttertier in so einem Fall nicht zu groß ist.
Schwangere Elefantinnen brauchen ausreichend Schatten, um während der Trächtigkeit gesund zu bleiben.
Es kann gut möglich sein, dass Steinfrüchte in einer Elefantin, die von früheren Früh zu Ende gegangenen Schwangerschaften stammen, die Geburt einer neuen Schwangerschft unmöglich machen, weil sie die Austreibung blockieren. Eine Schwangerschaft kann zu Ende gehen, weil zu viel Stress, zu schlechte Ernährung, zu schlechtes Wasser oder auch zu wenig Schatten zum Absterben des Fötus führen können. Bei einem älteren Tier ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass dies einmal geschieht. Die Elefantin Nina aus Paris z.B. hatte eine erfolgreiche Schwangerschaft trotz Vorhandensein einer Steinfrucht. Oft wird es in so einem Fall schwerwiegende Komplikationen geben.